So geht's: Am Golfschwung arbeiten

Du willst deinen Schwung verbessern oder sogar verändern? Dann solltest du ein paar Punkte beachten, die das Golfer-Leben einfacher machen.

Besser Golf spielen will eigentlich jeder. Aber die ganze Arbeit reinstecken – lohnt sich das überhaupt? Wenn du diese Frage mit Ja beantwortet hast, dann solltest du dich mit einem sinnvollen Ablauf beschäftigen. Aus eigener Erfahrung – ich führe gerade nach etwas 20 Jahren meine erste richtige Schwungumstellung durch – kann ich dir folgenden Empfehlungen geben.

1) Das eigene Spiel bewerten

Bevor du dich wirklich zu einer Umstellung oder Änderung im Schwung entschließt, solltest du dir selbst ein paar Fragen stellen und diese ehrlich beantworten.
  • Wie viel Zeit möchte ich in das Training für die Umstellung investieren (mehrere Wochen bis Monate)?
  • Wie viel Geld darf der Spaß kosten (z.B. Trainerstunden, Bälle, Anfahrt)?
  • Komme ich damit zurecht, dass mein Spiel erstmal deutlich schlechter wird und sich erst nach einigen Tiefs wieder verbessert?
  • Halte ich diese "Verschlechterungen" durch und bleibe bei meinem Konzept?
Nur wenn du dir über diese Fragestellungen im klaren bist und sie überzeugt mit Ja und ein paar Zahlen beantwortet hast, solltest du mit Punkt 2 fortfahren.

2) Trainerstunden nehmen

Wahrscheinlich hast du schon einen Trainer*in. Ansonsten such dir jemanden, mit dem du dich gut verstehst. Aus meiner eigenen Sicht kann ich sagen, dass du nur wenige Stunden benötigst, wenn du selber weißt, was du tust. Wenn du allerdings schwer zu motivieren bist und es vorziehst, immer jemanden an der Seite zu haben, dann können regelmäßige Trainerstunden sinnvoll sein. Das ist vergleichbar Kraft- oder Ausdauertraining: Machst du das regelmäßig selbstständig und hast keinerlei Probleme, dich zu motivieren und es durchzuziehen? Dann wirst du auch nur wenige Trainerstunden benötigen. Braust du Kursprogramme oder Personal Training, dann wird das wohl auch im Golf der Fall sein.

Mit dem Trainer solltest du dein Vorhaben aus Punkt 1 besprechen und gleich zu Beginn darlegen, wie viel Zeit und Geld du über einen bestimmten Zeitraum investieren möchtest. Ein sinnvoller Zeitraum ist gegen Ende der Saison, so dass du genügend Zeit hast, die neuen Bewegungsabläufe zu erlernen. Letztlich geht aber jeder Zeitraum im Jahr, allerdings kann es sein, dass dein Handicap dann auch mal etwas nach oben geht, wenn du in dieser Zeit dennoch Turniere spielst.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ich habe zwei Trainerstunden genommen, um meine Tendenzen und deren Auswirkungen per TrackMan genau zu sehen und mir erklären zu lassen, was ich ändern kann. Meine Motivation für die Schwungänderungen waren übrigens zuallererst nicht meine Scores, sondern die Rückenschmerzen, die mein Schwung mir bescherten. Aber ja: ein guter Ballkontakt und gehört schon auch dazu.

 

3) Den Weg finden & Wiederholungen

Nach jeder Trainerstunde solltest du dir aufschreiben, was du gelernt hast. Alternativ kann dir dein Trainer auch eine kurze Anleitung schreiben oder etwas mit dem Smartphone aufnehmen, falls das eine Option ist. Du wirst überrascht sein, wie schnell du Einzelheiten vergessen hast, die eventuell extrem relevant sind. Zudem lernt dein Gehirn beim Zusammenfassen der relevanten Punkte schon mal, was zu tun ist.

Im Anschluss empfehle ich, alleine noch eine Zeit lang zu trainieren und die ersten Ansätze umzusetzen.

Meine eigene Erfahrung: Ich hatte einen etwas zu flachen Aufschwung, der im Abschwung dann etwas steiler wurde. Ich wollte aber genauer das Gegenteil erreichen: Ein steilerer Aufschwung und dann ein leichtes Absenken im Abschwung. Diese neue Transition bekam ich bereits nach 50 Bällen hin und fühlte mich auch recht schnell wohl damit. Nur dass dann noch diese Sachen umzusetzen waren:

  • Griff: Schläger etwas mehr in den Händen.
  • Mehr Drehung in der Hüfte statt eines Schiebens.
  • Kopf bewegt sich beim Abschwung nicht zu sehr nach vorne.

Diese drei Dinge fielen mir persönlich deutlich schwerer. Daher ist es kein Wunder, dass eine Änderung Zeit braucht und man mit Bausteinen arbeiten sollte.

Wichtig ist beim Üben, dass du dich im ersten Schritt nicht vom Ballflug – also dem Ergebnis – zu sehr beeinflussen lässt. Es geht mehr darum, Muster zu erkennen. Was passiert, wenn du dies oder das machst? Sind dann alle Bälle getoppt? Oder fliegen sie nach links? Letztlich ist viel Ausprobieren nötig, um deine individuelle Lösung herauszufinden. Denn wie Rory McIlroy wirst du im Zweifel nie schwingen. Aber in deinen eigenen Fähigkeiten kannst du die bestmögliche Version erreichen.

 

4) Das Smartphone

Ich bin kein Fan des Smartphones auf der Runde, aber auf der Driving Range ist das Ding gold wert. Folgendes Setup macht Sinn, um deinen Schwung aufzunehmen:

  • Die Videofunktion sollte auf "Slo-Mo" stehen und die Selfie-Kamera an sein
  • Es gibt zwei Perspektiven, die relevant sind: Von hinten, so dass der ganz Schwung zu sehen ist; von vorne, so dass Hände, Knie und Hüfte zu sehen sind

Entweder lässt du dich filmen, befestigst es am Bag oder lehnst das Smartphone an einer Schlägerhaube an. Nachdem du einen oder mehrere Schwünge aufgezeichnet hast, solltest du sie direkt schneiden. Bei iOS (Apple) geht das sehr einfach direkt in der Fotoeinstellung durch "Bearbeiten". Dank der Slow-Motion-Aufnahme kannst du nun sehr genau sehen, was zu welchem Zeitpunkt passiert.

In diesen kurzen Videos (vorne und hinten) siehts du jeweils den Schwung. Dank Smartphone kannst du deine Fortschritte immer wieder vergleichen. 

5) Geduldig sein

Mit der Zeit wird sich der Erfolg einstellen. Aber es kann – und wird – dauern. Wenn du den Ball auf der Range dann halbwegs triffst, heißt das leider noch nicht, dass es auch auf dem Platz unter Druck klappt. Denn leider hat man die Tendenz, unter Anspannung wieder in alte Muster zu fallen. Wichtig ist dann aber, am Gelernten festzuhalten und nicht für den kurzfristigen Erfolg alles über Bord zu werfen.

Ich habe kurz vor der Clubmeisterschaft entschlossen, etwas zu ändern. Mir war bewusst, dass dies kein guter Zeitpunkt war, und dennoch wollte ich mitspielen. Meine Ergebnisse waren an den ersten zwei Tagen katastrophal, mehrfach war ich dicht dran, meinen "alten" Schwung wieder auszupacken. Am dritten Tag klappte es dann besser und ich spielte immerhin eine Runde von 78 (+6) mit einigen wirklich guten Schlägen. Mir war zwar klar, dass ich immer noch 5 bis 10 schwache Schläge machen würde, die sonst eigentlich nicht vorkommen würden, aber diese nahm ich einfach in Kauf (sie kamen auch:-)) Dafür waren aber die guten Schläge etwas besser und ermöglichten das ein oder andere Birdie.

 

6) Kontrolle

Je mehr sich die Veränderungen verfestigen, desto wichtiger ist es, sie zu überprüfen. Das kannst du mit regelmäßigen Video-Aufnahmen machen oder durch Trainerstunden, wo auch Technik wie TrackMan oder andere Launch-Monitore zum Einsatz kommen können. Zudem solltest du in der Lage sein, deine Fehlschlag-Tendenzen zu kennen und Lösungen zu finden, die dir im Notfall auf dem Platz helfen, um halbwegs solide über die Runde zu kommen. Mit der Zeit werden sich immer wieder kleinere Fehler in deinen Schwung einschleichen, die du nun aber erkennen und schnell beheben kannst.


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