So geht Fitting

Knapp zehn Jahre sind mein Ping-Eisen alt. Es wurde also langsam Zeit für einen neuen Satz. Ein Erfahrungsbericht über meinen Schlägerkauf bei HIO Fitting im Südwesten von München. 

Auf HIO Fitting bin ich schon vor langer Zeit gestoßen, als ich noch für Golf.de als Redakteur unterwegs war. Damals bestand das Team noch aus drei Leuten und war im Gewerbegebiet in Eichenau beheimatet.

Experte für den Schlägerbau: Marco Burger von HIO Fitting

In einem Gewerbegebiet liegt das Fitting-Studio immer noch, seit Mitte 2018 allerdings zehn Kilometer näher an der Landeshauptstadt München. Und gefühlt in einer anderen Dimension. Denn die beiden Gründer Marco Burger und Benny Pfister haben richtig expandiert und trumpfen mit toll eingerichteten Räumen, allem erdenklichen Technik-Schnick-Schnack und sogar einer eigenen Kaffee-Theke auf (natürlich mit Kaffeebohnen von Wild Kaffee aus Garmisch, dessen Gründer ebenfalls ein begeisterter Single-Handicapper ist ). Außerdem arbeiten bei HIO mittlerweile 18 Personen! Mit Geschäftsführer und Gründer Marco ging es dann in ein eineinhalbstündiges Eisen-Fitting, das so aussah: 

  • Einschlagen (auf die Leinwand) mit einem Eisen 7. Gespielt wird mit hochwertigen Bällen (Qualitätsstufe kann man sich aussuchen, Vice Pro Plus in meinem Fall) vom Kunstrasen. Eisen 7 deshalb, da mit diesem Eisen die Daten vermessen werden. Die übrigen Eisen-Spezifikationen ergeben sich aus den erspielten Launch-Monitor-Daten von ForeSight, einem Launch-Monitor. 
  • Im Anschluss werden einige Schläge mit meinem eigenen Eisen, einem S56 von Ping, mit dem Launch-Monitor aufgenommen. Wichtig sind vor allem Ballgeschwindigkeit, Backspin-Rate, Abflugwinkel und die Flughöhe. Bei mir ergeben sich in etwa diese Werte: 119 mph Ballspeed, 7.000 rpm Backspin bei einem geraden Ball, 18,8 Grad Abflugwinkel und etwa 27 Meter Höhe. Marcos Meinung: "Der Ballspeed könnte etwas höher gehen, ohne dass sich deine Schwunggeschwindigkeit ändert. Und die Backspin-Rate ist etwas zu hoch, da die Grüns in Deutschland nicht sehr schnell und hart sind". 
  • Marco misst zwischendurch verschiedene Parameter meines Körpers (u.a. die Hand- und Armlänge).
  • Zudem schlage ich drei Bälle mit einem Tape an der Unterseite des Schlägers auf einem Lie-Board.
  • Danach vermisst Marco in der Werkstatt das Schwunggewicht des 7er Eisen. Hier kommt er auf ein Schwunggewicht von D7, einem gefühlt schweren Schläger, was seiner Ansicht nach wahrscheinlich nicht das ist, was Ping hier eigentlich haben wollte. Wir wollen herausfinden, welche Art bei mir am besten funktioniert (von leicht bis kopflastig). 
  • Gravierender ist aus seiner Sicht der Lie-Winkel. Da meine Schlägerschäfte von Ping etwas verlängert wurden (daher wohl auch das eigentlich unpassende Schwunggewicht), wurde mir beim Ping-Fitting aus grauer Vorzeit auch ein ein zusätzliches "upright" im Lie draufgepackt. Die Schläger spielen sich aber bereits schon durch die Schaftlänge aufrechter. Letztlich ist mein Schlägerkopf im Treffen etwas zu sehr aufrecht und kann leichter am Boden verkanten. Hier werde ich bei dem neuen Satz definitiv einen besser zu mir passenden Lie-Winkel bekommen.
  • Heftig ist auch zu erfahren, dass meine relativ aktuellen Titleist-Wedges auch nicht wirklich passend sind. Hier habe ich keine längeren Schäfte bekommen, da der Titleist-Fitter meinte, das würde man bei Wedges nicht machen. Allerdings habe ich in meinem Spiel oft das Problem, dass ich bei vollen Wedge-Schlägen gefühlt ein wenig merkwürdig am Ball stehe und ab und an die Kugel toppe. Dazu könnte ein vergleichsweise kurzer Schaft im Verhältnis zu den übrigen Schlägern durchaus beisteuern.  
  • Ebenfalls nicht ganz passend ist die Griffdicke. Da erinnere ich mich noch, das es damals bei Ping gerade keine Griffe in Midsize von GolfPride auf Lager gab, weshalb einfach zwei Tapes unter den Griff kamen. Aber das ist dennoch zu wenig, da ich sehr große Hände habe und 1,90 Meter groß bin. 
  • Nun geht es an das Finden eines neuen Schlägerkopfs. Im Vorgespräch haben wir zudem ein Budget besprochen, denn schließlich macht es wenig Sinn, Köpfe auszuprobieren, die man sich preislich nicht leisten möchte. Nach zahlreichen Tests haben wir zwei verschiedene Modelle gefunden, die in die engere Wahl kommen. 
  • Beim Schaft hat Marco schon zu Beginn eine Idee. Jetzt werden auch hier noch weitere Varianten ausprobiert. Ich lande letztlich bei einem leichten Stahlschaft.
  • Am Ende kann ich noch die Griffvarianten (Cord vs. Gummi) und Farben aussuchen. 

 Zum Ende des Fitting, beim hauseigenen Espresso an der Bar, erhalte ich schließlich die ausgedruckten Werte meiner Session. Eine Stunde später eine Mail mit zwei Angeboten für die in Frage kommenden Eisensätze. Bestellt habe ich dann auch gleich.  



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